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Die Bestie Mensch , in Foren alternd...

Liebe Rita,

vielen Dank für deine Nachfrage
Es gibt persönliche Gründe, die mich veranlasst haben, bei feierabend.de auszusteigen.
Meine Erfahrungen in Internetforen zum Thema Literatur und Schreiben sind vielfältig und sicher in den Jahren, in denen ich dort geschrieben habe, kein Zuckerschlecken gewesen.
Aber die, oft "selbsternannten", Literaten dort sind ja "Weicheier" gegen den Ton und die Rigidität dieser Feier - Abend - Menschen.
Sicher, es sind nur eine Handvoll Querulanten, aber wie reagieren die anderen? Sie nehmen es hin, ziehen sich in kleine "Nester" zurück und sind dort oft genauso rigide, indem hier nun alles
radikal unter den Tisch gebügelt wird und alles Friede, Freude, Eierkuchen zu sein hat. Eine/r hat das Sagen und trifft die Entscheidungen. Denunziantentum ist üblich und der Chef oder die Chefin entscheidet ob, wann und wie sanktioniert wird.
So ein Forum scheint das reale Leben wie unter einem Brennglas widerzuspiegeln:
Einige Wenige schreien herum, meistens unqualifiziert, man kann sich eben alles erlauben in der anonymen, virtuellen Welt, es kennt einen ja keiner. (meint man, aber auch das ist ein Irrtum)

Die Mehrheit schweigt und zieht sich in einen undifferenzierten Nebel zurück, grummelt gereizt und unzufrieden herum, tut aber nichts.

Und zwei oder drei Weltverbesser/innen werden abgeschlachtet, ohne dass sich irgendjemand auch nur einen Moment über ihre Beweggründe ernste Gedanken gemacht hat, nur wilde Fantasien sind interessant.
Die Schweigemasse partizipiert als Voyeur, ergötzt sich an dem Erregungspegel, ohne Gefahr zu laufen, selbst ins Schussfeld zu geraten.
Es ist wie beim Fußball, alle Sesselfurzer sind die besseren Profis. Man nascht Chips, lehnt sich zurück, berauscht sich an "Action" und bleibt selbst garantiert unbeschadet.

Und das scheint mir zu einer Normalität geworden zu sein, die niemand so recht mehr wahrnimmt, geschweige denn hinterfragt.

Du, liebe Rita, reflektierst in einem erfreulichen Maße, aber, wenn ich das bitte so sagen darf, nicht konsequent.

Nehmen wir Robin Williams als Beispiel :
( Ironie :Die Emotionswogen schlingern im Niemandsland. Betroffen sind immer die anderen. Ich kenne auch jemanden, der jemanden kennt,...mit Selbstmord und so...
Ist ja auch tragisch, aber dafür gibt es ja Fachleute und Politiker, die sich kümmern müssen, wir selbst sind mit anderen Dingen sehr beschäftigt.
Ob ein Clown da helfen kann? Die einen sagen so und die anderen so. Wichtig ist, das jeder für sich im Recht ist und bleibt.)
Und schon ist der nächste Streit wieder da. Es werden keine Meinungen ausgetauscht, Warum auch? Recht haben um jeden Preis ist die Devise.
Und, liebe Rita, in diesem Kreislauf steckst Du zwangsläufig drin.
Es ist ein Dilemma, willst Du mitreden, hast Du Dich diesem Druck anzupassen.

Deshalb steige ich aus, mir ist mein ganz persönlicher Frieden so wichtig, dass ich eine gewisse Isolation in Kauf nehme und, besonders nach dieser Erfahrung bei feierabend.de, gezielt auf Menschen schaue, die gelernt haben, Meinungen auszutauschen, ohne sich gegenseitig persönlich anzugreifen.
In meiner grenzenlosen Naivität dachte ich, bei 170 000 Mitgliedern gibt es bestimmt einige "friedliche Alte", die das Leben gelassener sehen wollen, aber diese Gelassenheit nicht mit Raushalten verwechseln.
Du hast Dich zu Wort gemeldet.
Danke dafür.

Dieses Brennglas zeigt mir, sozialpolitisch gesehen, dass die Weisheit des Alterns große Mühe hat, bei feierabend.de Einzug zu halten. Das stimmt mich bedenklich und traurig.
Wir Alten sind in der Mehrzahl und bestimmen weitgehend die Lebensqualität unseres Landes.
Ich schäme mich für uns, die wir keine Vorbilder sind. Wie können wir unsere Lebenserfahrung so verschleudern.
Ich glaube fest daran, das wir eine kollektive Verantwortung haben, der wir uns zwar entziehen können und das, wie wir zum Beispiel auch in feierabend.de sehen, bis zum Exzess betreiben. Aber es wird eine Quittung geben, wie immer die aussehen mag.
Und das, liebe Rita, mache ich nicht mit, trage mehr oder weniger geduldig die Dummheit der alternden Gesellschaft in unserem Land mit, beteilige mich aber nicht daran.

Ganz liebe Grüße an Dein warmes Herz, möge Dein Verstand gleichziehen.
Hanna Scotti





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